Antisemitismuskritik und Diskriminisierungssensibilität


Synagoge in Halle. Foto: Allexkoch - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42881121

Hintergründe und Materialien zur anitsemitismuskritischen Bildungsarbeit


Antisemitismus ist ein Thema, dass alle Bildungsbereiche berührt und zugleich für Gemeinden von Bedeutung ist. Die Entwicklung und Stärkung einer sensiblen Haltung in Bezug auf Antisemitismus, ist als stetige und aktuelle Herausforderung für Pädagoginnen und Padagogen in Kitas, Schulen und Gemeinden wahrzunehmen. An dieser Stelle finden Sie einerseits Hintergrundwissen zur eigenen Annäherung oder Vertiefung in das Thema sowie Impulse für das pädagogische Handeln.


Antismemitismus als Traditionsbestandteil des Christentums

Henning Flads Projekt "Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus” der Diakonie Deutschland
Überarbeiteter Text für einen Vortrag zu einer Tagung von Reformierter Kirche und Aktion Sühnezeichen im Oktober 2015

"In der Auseinandersetzung um den kirchlichen Antijudaismus wäre es falsch, sich auf die Suche zu machen nach Antisemiten, die in den Kirchen überall lauern könnten. Nein, es geht darum, sich Rechenschaft abzulegen über die eigene Geschichte und darüber zu reflektieren, welche tief sitzenden Denkmuster, die über Jahrhunderte tradiert wurden, uns auch heute noch beeinflussen können. Mit dem Finger auf einzelne Menschen zu zeigen, ist dabei eher hinderlich, weil die Frage, ob die Person xy ein Antisemit sei, wegführt von der viel wichtigeren Auseinandersetzung darum, inwiefern bestimmte Denkfiguren problematisch sind, und wo deren Ursprünge liegen."

Zum gesamten Beitrag:
https://narrt.eaberlin.de/theologie/veroeffentlichungen/antisemitismuskritik/flad-antisemitismus-und-christentum.pdf



Antisemitismuskritik in Kirche und Theologie heute

Christian Staffa

In der bundesdeutschen und europäischen Antisemitismusforschung spielen Theologie und Kirchengeschichte kaum eine Rolle. Sowohl die Wurzeln des säkularen Antisemitismus, wie auch Teile seiner Gegenwart sind aber christlich religiös bestimmt. Deshalb kommen unter Absehung dieser Bestimmung zentrale Motive, die zum Verstehen von Antisemitismus beitragen könnten, nicht in den Blick. Für die christliche Theologie gilt, dass die Bearbeitung des Antisemitismus zentral ist für die Aufarbeitung eigener Gewalttraditionen, für ein Akzeptieren der Ambivalenzen im Glauben und für den Verzicht auf christliche Identitätsbildung durch immer wieder auch gewaltförmige Ab-und Ausgrenzung. Abwehr von Ambivalenzen, Identitätsbildung durch Ausgrenzung gerade im Bereich des Nationalen sind auch im säkularen Antisemitismus virulent. Die Antisemitismusforschung müsste sich zum besseren Verstehen theologischen Fragen öffnen.2Dann würde sichtbar, dass der säkulare Antisemitismus, fast ließe sich sagen, "gnadenlos" christlich grundiert ist und erst dann wohl adäquat zu bearbeiten wäre."

Zum gesamten Beitrag von Christian Staffa:
https://narrt.eaberlin.de/theologie/veroeffentlichungen/antisemitismuskritik/staffa-antisemitismuskritik.pdf



Antisemitismus und Protestantismus - Impulse zur Selbstreflexion

Eine Broschüre der Evangelischen Akademien in Deutschland

"Wenn unsere Studierenden auf dem Antisemitismus-Auge blind sind, dann ist für Schule und Gemeinde schon viel verloren", seufzte am ersten Abend beim gemeinsamen Bier einer der beteiligten Professoren. Der Verlauf der Tagung zeigte jedoch: Wenn Studierende für die Antisemitismus-Frage sensibel werden, dann ist wahrscheinlich für ihre spätere Tätigkeit viel gewonnen. Die Erkenntnis, dass Antisemitismus kein Problem der Anderen ist, sondern im eigenen Lebens- und Arbeitskontext seinen Ort hat, ist ein erster großer und wichtiger Schritt."

Zur Broschüre:
https://narrt.eaberlin.de/theologie/veroeffentlichungen/flyer-und-broschueren/broschuere-antisemitismus-und-protestantismus.pdf



Impulse aus dem jüdisch-christlichen Gespräch für evangelische Gottesdienste

Eine Broschüre, herausgegeben von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in Kooperation mit dem Institut Kirche und Judentum

Aus dem Vorwort von Bischof Dröge:
"Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Geschwister,
in Deutschland nimmt die Zahl antisemitischer Übergriffe zu. Es werden öffentlich und im Internet, in den Sozialen Medien judenfeindliche Äußerungen getätigt. Man-che Jüdinnen und Juden fühlen sich deshalb in unserem Land nicht mehr sicher. Ich bin entsetzt darüber, wie in unserer Gesellschaft Judenfeindschaft neu aufflammt, wie sie sich zeigt in Hetze und Hass, in Mobbing und Übergriffen."

Zur Broschüre:
https://narrt.eaberlin.de/theologie/veroeffentlichungen/flyer-und-broschueren/broschuere-amen.pdf



Vor Gott sind alle Menschen gleich

Beiträge zu einer rassismuskritischen Religionspädagogik und Theologie

Aus dem Vorwort der Broschüre von Aline Seel und Christian Staffa:
"Warum stammen alle Menschen von Adam und Eva ab? Damit sich keine_r über den/die andere_n erhebe. So lautet die rabbinische Antwort. Diese so einfache Wahrheit lebt sich schwer. Auch für Christen-menschen - obwohl sie am Beginn unserer Heiligen Schrift steht. Rassismus wird vielfach in der gesellschaftlichen Debatte als Problem des sogenannten rechten Randes begriffen. Aktuelle Forschungen und die derzeitige gesellschaftspolitische Auseinandersetzung zeigen aber, dass Rassismus als Realität der sogenannten Mitte der Gesellschaft und auch und besonders der Kirchenmitglieder wahr-genommen und bearbeitet werden muss. Rassistisches Handeln ist ein-gebunden in historisch gewachsene, gesellschaftliche Gewaltverhält-nisse und geschieht oft unbewusst. Die übergeordnete Aufgabe für rassismuskritische Religionspädagogik ist daher, Rassismus soweit wie möglich bewusst werden zu lassen. Das Ziel solcher pädagogischer Praxis ist es, diskriminierende Strukturen zu bearbeiten in der Hoffnung, das Unsere dazu tun zu können, dem Reich Gottes zur Welt zu verhelfen."

Zur Broschüre:
https://narrt.eaberlin.de/theologie/veroeffentlichungen/flyer-und-broschueren/broschuere-vor-gott-sind-alle-menschen-gleich.pdf




(K)Eine Glaubensfrage - Religiöse Vielfalt im pädagogischen Miteinander

Grundkenntnisse und praktische Empfehlungen für Schule und außerschulische Bildungsarbeit
Herausgegeben von Saba-Nur Cheema

Prof. Dr. Joachim Valentin, Dr. Meron Mendel und Khushwant Singh erläutern im Vorwort die Zielsetzungen des Projekts "Kaum zu glauben":
Das Projekt »Kaum zu glauben« hat genau auf diesen Bedarf reagiert. Der Projektansatz bestand aus drei Grundüberzeugungen:
  • Die Anerkennung der religiösen Vielfalt ist wichtiger Bestandteil des demokratischen Zusammenlebens; die Auseinandersetzung darum wichtiger Bestandteil demokratischer Prozesse.
  • Religionsfreiheit ist Menschenrecht: Jeder Mensch hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religions-freiheit (AEMR Artikel 18).
  • In ihrem Kern ist der humanistische und tolerante Ansatz in allen Welt-religionen zu finden. Fundamentalistische Auslegungen sind eine Form der Instrumentalisierung und Politisierung von Religion.
Das Ziel des Projektes besteht darin, Jugendliche über diese Aspekte aufzuklären und sie zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit Religion(en) zu befähigen. Das Projekt wirkte in Bildungseinrichtungen, vor allem Schulen, hinein, um dort Kompetenzen im konstruktiven Umgang mit Religionen zu verankern und didaktische Methoden zu vermitteln, die den religionsübergreifenden Austausch unterstützen können.

Die Broschüre enthält Grundsatzartikel und Methodenbausteine.

Zur Broschüre:
https://narrt.eaberlin.de/religionspaedagogik/veroeffentlichungen/broschueren/anne-frank-keine-glaubensfrage.pdf



Widerspruchstoleranz

Ein Theorie-Praxis-Handbuch zu Antisemitismuskritik und Bildungsarbeit
Herausgegeben von der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (Kiga e.V.)

Juliane Wetzel:
"Seit mehr als einem Jahrzehnt engagiert sich die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (Kiga) erfolgreich in bildungspolitischen Programmen und bringt Jugendlichen das Thema Antisemitismus nahe. sie setzt sich gemeinsam mit jungen Menschen mit dem Nahostkonflikt und seinen vielen Facetten sowie dem Islamismus auseinander. Das Team der Kiga hat neue Methoden entwickelt, um diese komplizierten Sachverhalte mit den Jugendlichen zu bearbeiten und sie gegen Vorurteile, Ressentiments und Klischees zu sensibilisieren. aus der langjährigen Erfahrung der außerschulischen und schulischen Arbeit mit Jugendlichen ist das hier vorliegende theorie-praxis-handbuch entstanden. es reflektiert den schwierigen Weg, Theorie und Praxis erkenntnisleitend zusammenzubringen, d.h. wissenschaftliche Ergebnisse in die praktische Arbeit zu integrieren."

Zur Broschüre:
http://www.kiga-berlin.org/uploads/KIgA_Widerspruchstoleranz_2013.pdf



Materialien und Medien der Onlie-Plattform für Antisemitismuskritik und Bildungsarbeit

"Antisemitismuskritische Bildungsarbeit sollte das Individuum in den Mittelpunkt stellen, Wissen vermitteln und Emotionen aushalten. Vor allem aber sollte sie sich dem Streben nach Eindeutigkeit widersetzen. In diesem Bereich stehen konkrete Bildungskonzepte und Materialien für die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab 14 Jahren zum Download für Sie bereit."

Auf der Seite können die freien Materialien nach speziellen Schlagworten gesucht werden und stehen zur Nutzung zur Verfügung:
https://www.anders-denken.info/agieren



Veröffentlichungen aus dem Bereich diskriminierungssensible Pädagogik

Zusammengestellt von KiDs, Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung am Institut für den Situationsansatz (ISTA).
Die Fachstelle Kinderwelten veröffentlicht im Rahmen des Projektes "KiDs - Kinder vor Diskriminierung schützen!" unter anderem halbjährlich Infobriefe, in denen Aspekte aus der pädagogischen Praxis vorurteilsbewusst und diskriminierungsfrei behandelt werden. KiDs aktuell richtet sich u.a. an Eltern und pädagogische Fachkräfte. Diese und weitere Veröffentlichungen finden sich hier:

https://kids.kinderwelten.net/de/Publikationen/



Grundlagen für eine diskriminierungsfreie Pädagogik im Kindergarten

Herausgegeben von ReachOut Berlin-Opferberatung und Bildung gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus

"Pädagogische Fachkräfte tragen eine Verantwortung, gesellschaftliche Abwertung und Ausgrenzung zu hinterfragen und sich dagegen zu positionieren. Dazu müssen sie ihren eigenen Umgang mit Unterschieden kritisch reflektieren und für Vorurteile, Diskriminierung und deren Folgen sensibler werden. In erster Linie beinhaltet eine diskriminierungsfreie Pädagogik im Kindergarten eine kritische Selbstreflektion der Erzieher_innen. Erst wenn wir unsere eigenen Vorurteile erkennen können und bemerken, wann wir diese reproduzieren, können wir einen Raum für eine vorurteilsbewusste Pädagogik schaffen und Diskriminierungen entgegen wirken." In der Broschüre werden Hintergrundinformationen und Praxisimpulse bereitgestellt.

https://www.reachoutberlin.de/sites/default/files/Grundlagen-fuer-eine-diskriminierungsfreie-Paedagogik-Online.pdf