Hessen will mit besseren Bedingungen Thüringer Erzieherinnen abwerben

(05.03.2012)

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Der hessische Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) will offensichtlich Thüringer Erzieherinnen und Erzieher abwerben, um den eigenen Bedarf zu decken. "Thüringen braucht jede gut ausgebildete Erzieherin selbst", weist Torsten Wolf, Vorsitzender der Thüringer Bildungsgewerkschaft GEW die Offerte zurück. In den nächsten fünf bis sieben Jahren hat Thüringen selbst einen großen Bedarf. So werden im Hort ca. 800, bei den Kitas sogar ca. 2.100 Erzieher/innen neu eingestellt bzw. wieder besetzt werden müssen, will man die Qualitätsstandards halten. Die Geburtenzahlen in Thüringen sind zudem wieder angestiegen, so dass weiterer Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern zu erwarten ist.

Die GEW Thüringen sieht hier vor allem die Freien Träger in der Pflicht. Sie müssen endlich Tarifverhandlungen zustimmen, die die Beschäftigungs- und Einkommensbedingungen verbessern. "Es geht nicht an, dass freie Träger Erzieherinnen und Erzieher deutlich unterhalb des Tarifvertrags TVöD bezahlen", so Wolf. Mit der Parität Thüringen haben dazu bereits erste Gespräche stattgefunden. "In anderen Bundesländern zahlen freie Träger in aller Regel in Anlehnung an den TVöD. In hessischen Großstädten werden Erzieherinnen mittlerweile in die Entgeltstufe E9 eingruppiert. Das sind drei Stufen höher als in Thüringen."
Das Land Thüringen muss jedoch auch dafür sorgen, Kommunen zu ermuntern, den Bildungs- und Erziehungsauftrag ernst zu nehmen und die daraus entstehenden Aufgaben nicht länger an freie Träger zu übertragen, um die kommunalen Mittel zu schonen. "Das Land darf durch Kürzungen bei den Kommunen nicht die Tarifflucht begünstigen", erklärt Wolf. "Mit einem klaren Bekenntnis für Gute Arbeit würde das Land seiner Verantwortung für sichere Einkommen gerecht werden."
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