Schulfrei: Lehrer kellnern mit Staatsexamen Note 1,0
(13.02.2012)
Sachsen-Anhalts Lehrerschaft ist überaltert. Doch jungen Pädagogen wie Juliane und Germo ist es kaum möglich, in den Schuldienst übernommen zu werden. Selbst Referendariatsplätze sind Mangelware.
Junge Menschen im Land zu halten - dies ist ein von der Landesregierung gern und oft propagiertes Ziel. Wenn sie an diesen Anspruch denkt, kann Juliane Becker aber nur mit dem Kopf schütteln. Sie gehört zu den ersten jungen Lehrern, welche ein verkürztes Referendariat beendet haben: Nach ihrem Staatsexamen werden Nachwuchslehrer in Sachsen-Anhalt statt über 24 nur noch über 16 Monate mit dem praktischen Schuldienst vertraut gemacht.
Dies allerdings - wie das Beispiel von Juliane Becker beweist - nicht aus dem Grund, dass die sachsen-anhaltischen Schulen händeringend nach Nachwuchslehrern suchen. Vielmehr folgt das Land dem Bundestrend. "Ich könnte jetzt an Gymnasien Spanisch und Geographie unterrichten - aber an eine Stelle ist derzeit nicht zu denken." Die junge Lehrerin, die aus Bernau bei Berlin stammt, ist in Magdeburg heimisch geworden. "Hier habe ich meinen Freundeskreis, bin Vorsitzende des Kreisfachausschusses Schulbildung, Berufsbildung, Erwachsenenbildung der CDU in Magdeburg und möchte hierbleiben."
Grafik Schuldienst | Foto: Martin Rieß
Ähnlich ist es Germo Stollberg ergangen. Er ist mit Familie in der Region verwurzelt: Seine Frau hat Arbeit, sein Kind einen Kindergartenplatz. Der Gymnasiallehrer für Geschichte und Sozialkunde ist trotz der Bewerbungsnote von 1,1 und nach einem Staatsexamen mit 1,0 nach dem Referendariat zunächst wieder in seinem alten Studentenjob gelandet: Er hat gekellnert. "Es ist ein interessantes Gefühl, Schüler zu bedienen, die ich zuvor unterrichtet habe." Der Umzug mit Familie in eine andere Region kommt für ihn bislang nicht in Frage - es sei nicht einfach, andernorts einen Platz in der Kindertagesstätte oder einen Arbeitsplatz für die Frau zu finden. Mehr lesen